Die Barmer sind lustig

2001
12 digital bearbeitete Zeichnungen
Historische Fotografie

Kern dieser Arbeit ist der Zufallsfund eines Gruppenfotos aus dem Jahre 1918. Es zeigt eine deutsche Infanterieeinheit des ersten Weltkrieges aus Wuppertal-Barmen, die vor einem Pavillion ihres Stützpunktes Krefeld posiert. Die Gruppe kommentiert sich auf einer Tafel zu ihren Füßen mit der handgeschriebenen Inschrift „die lustigen Barmer“.
Vier der jungen Männer dieses Fotos wurden in Portraitzeichnungen imaginär erneut „verlebendigt“, die Zeichnungen anschließend digital so verfremdet, dass sie wiederum wie Fotografien wirken, Fotografien, die es in Wirklichkeit von diesen Personen nie gegeben hat.
Diese insgesamt 12 “Interpretationen” ihrer Gesichter wurden an zehn Personen mit der Aufforderung verteilt, mit frei assoziierten Sätzen zu Gewohnheiten, Haltungen oder erfundenen biografischen Details die emotionale Wirkung des jeweils dargestellten Menschen zu charakterisieren. Eine Auswahl der so entstandenen “Untertitel” wurden zusammen mit den jeweiligen Zeichnungen ausgedruckt und - neben dem Originalfoto – gerahmt gehängt.

Andere

2001
Video
30 min

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Wieviel muss man über eine Person wissen, um behaupten zu können, man kenne sie? Unterscheidet sich dabei „Wahr-nehmung“ tatsächlich von Vor-urteilen?
Äußerungen über Personen bleiben auf merkwürdige Weise immer äußerlich, selbst dann, wenn man sie über sich selber trifft. Und: Hätte die Person geschwiegen, man hätte sie weiterhin für weise gehalten.

In Andere wurden die mitwirkenden Personen gebeten nach ca. 2 Min. schweigendem Sitzen vor laufender Kamera einen selbstgewählten Satz über die eigene Person zu sagen. Während der gesamten Aufnahme waren sie allein im Raum. Das schweigende Sich-Aussetzen der Beobachtung durch die Kamera wird in dem projizierten Zusammenschnitt akustisch begleitet von Auszügen aus Gesprächen mit einem Neurologen, einem Philosophen und einem Künstler.
Eine scheinbare Quintessenz des - dann oft überraschend abrupt preisgegebenen -Statements der gezeigten Person verwandelt sich umgehend in einen balkenartigen “Untertitel”. Die sprechende Person wird als Standbild zusammen mit ihrem Satz eingefroren und der Betrachter mit dem Reiz der Banalisierung konfrontiert, während sich die scheinbare Begegnung dahinter unwiederbringlich verflüchtigt.
Die Projektion des Videos Andere ist Bestandteil der Rauminstallation Die Barmer sind lustig.

DS