Nachruf

2007
20 Kuckucksuhren, digital manipuliert

Oft wissen wir tatsächlich nicht trennscharf zu unterscheiden zwischen den Mythen des deutschen Waldes von einst und dem jetzigen Artenbestand des Ökosystems Wald, auch, weil uns in der Regel die tägliche Beobachtung fehlt. Nur wer den Specht klopfen hört, kann mit Sicherheit behaupten, es gäbe ihn noch.

Angesichts der Hiobsbotschaften über den Zustand der Natur gehören die märchentauglichen Tiere wie Bären, Dachse, Eulen und auch eben der Kuckuck wohl demnächst der Vergangenheit an.

Doch selbst ein digitaler Kuckucksruf bleibt trotz seiner Ironie Emotionsträger. Hat der Betrachter den elektronischen Fake entlarvt, entscheidet er erneut, ob er seinen romantischen Assoziationen weiterhin Raum lässt, oder aber über den Artenverlust und die Künstlichkeit unserer kultivierten Natur reflektieren möchte. Die Strecke, die parallel zu den zwanzig Uhren entlang des Flussufers vom Spaziergänger erwandert wird, vergegenwärtigt durch „Nachruf“ in den schlagenden Stunden der Uhren wieder das starke und einfache Synonym der vergehenden Zeit.

Aus dem Imitat eines üblicherweise zufällig erhaschten Vogelrufes wird in der inneren Entfernung von der Natur ein enges Stundenraster eigener Lebenszeit, dem wir gerade durch einen Waldspaziergang für eine kleine Weile zu entrinnen gedachten.

DS